Literaturrezensionen sowie Kunst und Kultur eigener Art
Der Junge am Schwanenteich
Ziemlich pausbäckig mit Babyspeckbeinen und gestriegeltem, blondem Scheitel sitzt er auf einem steinernen Tisch. Wenn ich mich richtig erinnere, gab es sogar eine Haarklemme. Das Hemd sieht luftig und sommerlich aus, fast ein bisschen amerikanisch nach Kalifornien oder Florida, aber die GI´s waren auch zur Entstehungszeit noch gar nicht solange weg. Da muss ihn jemand drauf gehoben haben auf diesen Tisch als verdrießlich schauendes Objekt für das Objektiv der Agfa-Fotobox. Ein schwarzer eckiger Kasten mit einem Metallhebel als Auslöser auf der rechten Seite. Der Junge weiß noch gar nicht, dass er sich daran einmal erinnern wird und auch der lange Schatten des Fotografierenden auf dem Waldboden bedeutet ihm noch nichts. Kalt muss dieser Stein gewesen sein unter seinem Hintern in der kurzen Hose, so kalt, wie, ich glaube Abraham seinen Sohn auf einem solchen Tisch opfern sollte. Aber aus dem Opfern wurde nichts, dieser kleine Strahlemann lebt noch heute. Nur ganz so germanisch blond und strahlend ist er schon lange nicht mehr. Eine schöne Bildkomposition für ein längst verschollenes Ich.
Bitte wundern Sie sich nicht, wenn dieser winzige Beitrag etwas komisch aussehen wird. Ich bin heute technisch mutig und verfasse dies auf einem Lenovo Yoga 11 mit Windows RT. Mein neuestes kleines Computerspielzeug, das aber außer Word keine Bloggersoftware kennt. Ich werde jetzt mein Glück versuchen, was man eigentlich immer tun sollte.
Ich hab ihn eigentlich nur schnell aus dem Ärmel geschüttelt, aber wenn Sie der ANH sind, der sich neuerdings mit einem fertigen „Argo“ in seinem Dschungel bewegt, glaube ich zu wissen, woher dieses „Anrühren“ kommt. Der kleine Blonde auf dem Foto hat allerdings nie Cello spielen gelernt. Danke für Ihren Kommentar!
Die Frage ist ja, ist man je weiter gekommen im Leben als diese angeblichen Selbste auf den frühen Fotos, von denen einen ein immer wieder anderer anzuschauen scheint.
Das grundlegende Paradox ist doch, immer der Gleiche und in dem „weiter“ stets ein anderer geworden zu sein. Wobei das „weiter“ doch lediglich eine individuelle Definition bleibt: der eine studiert Philosophie und schreibt Romane, mit denen er aus seiner Sicht vielleicht weiter kommt, ein anderer schaufelt eine Milliarde nach der anderen und fragt sich immer noch, ob er nun wirklich weiter gekommen ist. Noch ein anderer geht ständig auf Reisen und glaubt, sich damit von irgendetwas zu lösen, obwohl auch der Reisende nicht umhin kann, das eigene Selbst überall hin mitzunehmen.
Diese Fotos aus den Fünfzigern oder das Schwarzweiße haben es Ihnen auch irgendwie angetan. Das „Haltestellen“-Cover habe ich mal schwarzweiß konvertiert und dann fand ich die Ähnlichkeit mit einem Ausschnitt meiner früheren Familienfotos verblüffend. Aber das liegt am Rücken der zwei abgebildeten Damen. Sich erinnernd über den Rücken schauen ist doch die Standardbewegung eines Schriftstellers.
Ganz so ernst war es nicht gemeint gewesen – obwohl ich immer noch spüre, dass und wie dieser Andere meiner selbst mich auf solchen Fotos manchmal noch maßlos verwundert.
Ich habe übrigens ein bisschen Philosophie studiert, war zwei Mal in meinem Leben ziemlich reich (na, Milliarden waren’s nicht), und bin, als ich mich dann für handfestere Berufe zu entscheiden hatte, in meinem ersten ziemlich viel gereist. Insofern war meine Frage des Weiterkommens seit jenen eingefroren, dabei meist gar nichts weiter bedeutenden Momenten aus anderen Zeitaltern, keine „poetische“ oder rhetorische, sondern schon eine, die vielerlei sich abgesetzt habende Erfahrungen berührt.
Eine Zeit lang – und ich habe längst ein eigenes, umfangreiches „Archiv“ – habe ich wie manisch sowohl einzelne als auch Sammlungen alter Fotographien gekauft. Und das noch, als ich schon wusste, dass mittels ihrer zwar so Einiges, aber in der letzten Konsequenz dann doch wieder eher nur Unscharfes herauszufinden ist. Außer den Anlässen zur Suche in der Erinnerung oder der Gründe für das Berührtsein ist fast alles Phantasie. Aber die Phantasien rühren eben oft an das Entscheidendere, das ein sonst wie Verschüttetes ist.
***
Und diesen Ähnlichkeitseffekt stelle ich auch immer wieder fest. In einem meiner größeren Zusammenstellungen von also fremden Fotos, arbeite ich diese Ähnlichkeiten heraus, insofern man aus diesen Zeiten sowohl die typisch wiederkehrenden Motive bestimmen kann (die familiären wie auch die des „verallgemeinerten Lebens“ [Roland Barthes], das wir auch heute führen), wie auch so etwas wie die Codices einer Art Vorschrift zur Lesbarkeit der Welt rekonstruieren, was Blicke darauf beziehungsweise ihre Verschriftung dann wieder durch ein Massenmedium betrifft (also die diversen Generationen von Lichtschreibemaschinen und ihre ästhetisch-technische Reproduktionsfähigkeit).
Und dann gibt es eben noch die anderen Fotos, die, die derart aufgeladen bleiben, dass ihre Aufladungen niemals ohne Rest bestimmbar wird.
(Ach ja, und von genau dieser Art Suchbewegung bin ich, obwohl, ich weiß, ich selber manchmal nicht so klinge, früh schon weggekommen – natürlich hilft sie, alles Mögliche erst mal herauszubringen, aber es gibt Gott sei Dank noch etliche andere.)
Ich würde sagen, der Schriftsteller steht ganz natürlich wie jeder andere Mensch auf den beiden Beinen der Erinnerung und der Phantasie. Aber nicht umsonst gilt Mnemosyne als die Mutter aller Musen. Ob die Phantasie nur eine notwendige Zugabe ist, die den eigentlichen „Mehrwert“ der Kunst schafft, wage ich auch nicht einfach so zu behaupten. Sicher ist, dass einem als Einbeiniger etwas fehlen würde und immer nur den Blick zurück macht wahrscheinlich einen steifen Hals. Ihre eigene Schreibbewegung ist vielleicht die der analytischen Erfindung, die mit sprachlicher Präzision um einen scheinbaren Kern der Dinge kreist. Aber was wäre diese Bewegung, bliebe sie nur eine intellektuelle. Sie braucht eine spontane, sprachliche Symbiose von Denken, Fühlen und Phantasie, um wirklich schöpferischer Prozess zu sein. Man muss sich sozusagen schreibend von der Leine lassen und sie oder die von ihr vorgegebene Linie doch nicht aus den Augen verlieren. Aber ich ergehe mich vermutlich nur in Banalitäten über den Schreibprozess.
Das mit dem Philosophiestudium glaube ich gern. Gerade las ich Ihren Beitrag „Weltfremdheit“ zu dem „Beispielsatz“ aus Wellerhoffs „Der Himmel ist kein Ort“, den man selbst und die anschließende Diskussion mit Herrn Keuschnig wohl schwer ohne ein solches in dieser Form absolviert. Soso, Millionär waren Sie also gleich zweimal, da wäre ich dankbar für einige öffentliche Hinweise hier, wie man das ohne viel Aufwand hinbekommt oder ob einem so was einfach zufallen muss. Ich sehe gerade Ihre neueste „Zeitungsnotiz„, man hätte also in Prager Immobilien investieren müssen.
Falls möglich, veröffentlichen Sie doch mehr aus Ihrem gesammelten Fotoarchiv. Die bisherigen Kostproben z. B. hier und hier finde ich bemerkenswert. Ich glaube, Sie meinen mit den „Codices einer Lesbarkeit der Welt“, dass jede Zeit ihren eigenen photographischen und überhaupt erkenntnistheoretischen Blick oder Kontext mitbringt, und das dieser in den Fotos festgehalten scheint. Egal welche Suchbewegung wir abbildend oder beim Verschriftlichen auch vollführen, wir bleiben eben Suchende und Findende bis zum Ende. So wie der Junge oben seine steinerne Bank fand, aber bei weitem nicht auf ihr sitzen blieb. Die Wellershoff-Kommentare klangen auf beiden Seiten katholisch grundiert. Kennen Sie eigentlich das Prosastück „Zwei katholische Erzählungen“ von Bolano?
Ja, Erinnerung! Aber nach meiner Erfahrung ist sie beim Schreiben (und nicht nur da) auch sehr stark eine Falle. Sie ist auch ein „one way“, eine Entschuldigung, besteht auch noch aus lauter Fälschungen und Beschönigungen – und kann sogar eine ziemliche Verarmung sein. Und außerdem ist sie, schon so oft durchkämmt, längst auch etwas langweilig. Hätte ich, um es etwas großsprecherisch zu sagen, meine so eigenen wie entwickelteren Schöpfungs- und Gestaltungsmöglichkeiten nicht, würde es mir vielleicht längst keinen Spaß mehr machen. Und ich habe nicht mal ein Bruchteil meiner Erinnerung benutzt! (Es so aussehen zu lassen, ist immerhin ein Teil der Arbeit.)
Zugleich denke ich, etwa mit Ralf Rothmann, dass es zu einfach wäre, sich weiterhin alles nur auszudenken, ohne einen im Mindesten zeitgenossenschaftlichen oder gar aufklärerischen Realbezug, eine, im weitesten zu verstehende, Relevanz. (Wie in dem Missverständnis dieser seit Harry Potter ganzen Feen- und Vampir- und Mittelalterliteratur, in der ich fast nie auch nur Spuren irgendwelcher „Fantasie“ entdecken kann – sie kauen die Stoffe wider und wieder, aber schmoren, trotz sämtlicher Freiheit solcher Phantasien, im selben, in einem letztlich moralischen, das heißt künstlerisch ungenügenden Saft.)
Aber das führte alles viel zu weit. Sicher ist: Es braucht einen Grund – und der kann, meiner Meinung nach, eigentlich nur entweder „Erfahrung“ oder ein sehr starker, wahrscheinlich etwas monomanischer Zug eben zur Gestaltung sein. Insofern wäre man, außer bei einem Versuch zum Künstlertum, sowieso wieder bei der lebensgeschichtlichen Verankerung (oder eben der Erinnerung – wie Schreiben ja auch wieder [Lebens-]Verarmung ist).
Und nein, die Bereicherungen kompensieren da nichts, Millionär war ich auch nicht, Reichtum ist wohl doch eine Frage der Maßstäbe. Und die Philosophie versuche ich auch auszumerzen, so weit es geht – auch an ihr kann man ja anderswie doch verhungern.
Diese Fotosache ist mir allerdings wichtig. Nicht nur als eine der Quellen, aus denen ich also noch schöpfe, sondern – durchaus heraus dem Vorgefundenen – als so „historischer“ (= realer = es ist zumindest so gewesen) wie spekulativer, und also als explorativer Raum. Manchmal hängt eine lange Erzählung an dem winzigen Detail auf einem Foto oder an dem mit einem fremden Gesichtsausdruck bei mir ausgelösten Regung. (Anscheinend liegen da, wenn das Wortspiel erlaubt ist, starke Beglaubigungen; dies im Hinblick auf den mir abhanden gekommenen aber in Textbezügen noch manchmal reizvollen Katholizismus.) Und mit dieser Archivsache erfordert die ernsthafte Arbeit damit mindestens noch einmal das gleiche Pensum wie beim Schreiben. Es gibt einfach nicht genug Zeit!
Und ich habe dazu auch noch nicht die richtige Form zur Veröffentlichung gefunden. Es gibt den historischen Aspekt, den archivarischen, den grundlegend ästhetischen, den foto-ästhetischen … und dann auch noch den meiner eigenen Vorlieben. Obwohl die Bilder also vorliegen gibt es da noch etwas zu entwickeln. Außerdem habe ich einige besonderen Sammlungen und Konvolute, die es sicher wert sind, in richtigen Foto-Bänden gedruckt zu werden, doch braucht es dazu eben Geld oder einen sich in dem Bereich auskennenden Verlag. Es sind richtige Kunst-Sachen – ohne mich überheben zu wollen, aber da scheint mir eine schnöde Fotoplattform nicht das richtige.
Bei Bolano stecke ich immer noch in den „Wilden Detektiven“, und ich muss sagen, ich tue mich über die Dauer jetzt doch etwas schwer. Vielleicht habe ich meinen Bolano ein wenig zu hoch dosiert? Ich will danach also etwas variieren. Nein, die „Katholischen Erzählungen“ kenne ich nicht, muss aber sagen, dass mir nach wie vor die Erzählungen (außer „2666“), besonders die, die ich also Ihnen verdanke (Ihrer Übersetzung), den stärksten Eindruck von Bolano hinterlassen haben. Was ich da noch nicht kenne, will ich mir auf jeden Fall noch beschaffen.
Einigen wir uns darauf, dass Erinnerung allein nie ausreicht, sondern die eigene künstlerische Form finden muss, um sich adäquat ausdrücken zu können. Sie taugt vielleicht als Impuls und dass man den in der winzigsten Ecke eines Bildes finden kann oder beim Geräusch auffrischenden Windes, der die Gestalt eines universellen Grundrauschens annimmt, diese Erfahrung könnte ich bestätigen. Für eine Auseinandersetzung über die Dialektik von Inhalt und Form bin ich nicht wirklich klug genug.
Vielleicht wäre anstatt des Druckes der Fotografiensammlung eine thematische Ausstellung möglich und gleichzeitig die Präsentation oder Lesung Ihrer Buchpublikationen. Die Texte leben natürlich für sich, aber irgendwie steckt in ihnen wohl auch etwas Fotografisches, wenn zum Beispiel die Frau mit den wässrigen, schlierenhaften Brillengläsern in die U-Bahn kommt. Sie fotografieren doch auch aktuell. Aber man braucht sicher Geld, einen Mäzen, einen Verlag, eine Galerie, ein Museum (es muss ja nicht der provinzielle Sparkassenverband sein). Auch große Bibliotheken sind an kulturellen Ereignissen interessiert und sponsern vielleicht einen Katalog zur möglichen Ausstellung.
Ich bin sowohl bei „2666“ und den „wilden Detektiven“ irgendwann hängen geblieben und habe die Lektüre erst nach einiger Zeit wieder fortgesetzt. Diese umfangreichen Romane haben natürlich auch ihre Durststrecken. Die Erzählungen lassen sich dagegen viel leichter konsumieren, aber das erinnert mich an ein Zitat aus „2666“, wo sich der Erzähler darüber beschwert, dass sich niemand mehr an die großen, undurchdringlich scheinenden Brocken eines Künstlers herantraut, sondern die appetitlichen, leicht verdaulichen Kleinigkeiten bevorzugt. Zum aktuellen Buchmarkt mit seinen Fantasy-Verirrungen und den medial gepushten Feuchtgebieten oder hegemännischen Doppelhelenen muss man nichts sagen, ich ziehe die Ignoranz vor. „Zwei katholische Erzählungen“ ist nicht nur formal interessant, eine merkwürdig durchgezählte Auflistung zweier Teile, die keine Absätze kennt, sondern sie rührt auch an den Kern des religiösen Zweifels an sich. Vier Erzählungen und zwei Essays umfasst „Der unerträgliche Gaucho„, in dem diese Erzählung erschienen ist. Im Moment lese ich auch aus gesundheitlichen Gründen eher wenig und bei mir bedeutet weniger lesen dann wohl auch weniger bloggen.
Vor dreißig Jahren bin ich schon aus der evangelischen Kirche ausgetreten und wenn ich mich meines dunkel erinnerten Taufspruchs entsinne, fasziniert mich die Bildsprache der Bibel mehr als die inhaltliche Glaubensaussage: „Ob ich auch wanderte im finsteren Tal…“, es bleibt eine Gratwanderung zwischen unfreiwilliger Bergromantik und großer Lebensweisheit.
Ja, die Fotographien – obwohl ich mich da ausdrücklich, in allem, als Laien sehe, der nur seinen eigenen Spürsinnen und Obsessionen folgt – sind schon wichtig für mich geworden. Aber es drängt mich damit eigentlich nicht in die Öffentlichkeit. Immer wieder, und das war sogar einer der ersten Impulse, als ich manchmal nachts, während einer Zeit der Schlaflosigkeit auf der Straße, im Sperrmüll ganze Familienalben fand, immer wieder gab es zuerst einen Impuls, die Bilder retten zu sollen. Und das vielleicht weniger als „Zeugnisse“, als in ihrem Entlegenem, ihrem schon halb vergessenen Vorkommen – „Facetten aus dem Fliegenblick“ (Franz Kafka). Ich hatte mich dann übrigens, in einer ersten Hochphase des Bloggens für mich, daran abgearbeitet und immer wieder darüber geschrieben. Es sind so viele Texte geworden, dass es mir heute schwer fällt, sie auch nur zu sichten. Es muss damals der Anfang einer kleinen Manie gewesen sein.
Ich bin etwas misstrauisch gegenüber den visuell zu werden versuchenden Zügen beim eigenen Schreiben (die eh seit Jahren immer stärker werden). Natürlich sind sie wesentlich, um zwischen Abstraktion und Beschreibung etwas „vor Augen zu führen“ und den Text zu verlebendigen. Aber sie stellen eben auch immer Verführungen dar, die, weil sie dem Schreiber Spaß machen und dem Leser gern einleuchten, den Text schwächen können, indem sie auf eine andere, leicht abschüssige Ebene führen. Aber in einer Augen-süchtigen Kultur wie unserer kommt man natürlich ohne Bilder (an denen auch Erinnerungen besser haften) überhaupt nicht mehr aus.
Ja, und zu den drei, vier herausragenden Fotokonvoluten noch mal: Ich betrachte sie ihrerseits als ein „Werk“ (wenn man den Begriff denn heute noch zulassen will). Und ihm wäre also, dem Werk, weil es mir zugefallen ist, mit einem Respekt zu begegnen. (Eines habe ich zum Gegenstand eines Romans gemacht, teils sogar anhand der fremden Fotos eine persönliche Geschichte erzählt – ein toller Stoff! Ich hoffe, ich kann ihn nächstes Jahr abschließen. Übrigens hat da, in der Benennung etwa auch konkreter Ereignisse, Orte, Namen, die vorkommen, Erinnerung bzw. ihr Absehen – insofern ich alles, wenn auch anhand von „Belegen“ phantasieren muss – eine eigene Weise von Zusammenspiel, Zusammenarbeit erhalten.)
Die Bolano-Erzählungen werde ich also demnächst besorgen. Und, ja, es stimmt, auch mich schrecken diese dicken Wälzer etwas – über so eine lange Strecke gebunden zu sein, strengt auch an, bzw. stellt für meine parallele Arbeit manchmal eine starke Abschweifung dar. Aber wenn sie tragen, lasse ich mich auch gerne mitnehmen. Wie erzählt, wurde „2666“ für mich erst im letzten Teil, dem von Arcimboldi lang.
Vielleicht entschuldige ich mich an dieser Stelle mal dafür, dass ich immer so lang werde, gerade in der Form der Kommentare. Aber ich finde das sonst meist so kurzatmige Kommentarwesen oft nur allzu erbärmlich. Das ist auch ein Grund, warum ich selber das Bloggen – das ich, nach einigen extensiven und dann pausierenden Jahren eigentlich wieder mit Lust angefangen hatte – wieder schleifen lasse. Es bleibt, zumindest bei so jemandem wie mir, eben doch eine riesige Antwortlosigkeit. Da kann ich mich gleich in meine langen, mir so viel mehr Entfaltungsraum bietenden Erzählungen zurückziehen.
Ein mich sehr; wirklich sehr anrührender Beitrag ist das. Danke dafür.
ANH
Ich hab ihn eigentlich nur schnell aus dem Ärmel geschüttelt, aber wenn Sie der ANH sind, der sich neuerdings mit einem fertigen „Argo“ in seinem Dschungel bewegt, glaube ich zu wissen, woher dieses „Anrühren“ kommt. Der kleine Blonde auf dem Foto hat allerdings nie Cello spielen gelernt. Danke für Ihren Kommentar!
Die Frage ist ja, ist man je weiter gekommen im Leben als diese angeblichen Selbste auf den frühen Fotos, von denen einen ein immer wieder anderer anzuschauen scheint.
Das grundlegende Paradox ist doch, immer der Gleiche und in dem „weiter“ stets ein anderer geworden zu sein. Wobei das „weiter“ doch lediglich eine individuelle Definition bleibt: der eine studiert Philosophie und schreibt Romane, mit denen er aus seiner Sicht vielleicht weiter kommt, ein anderer schaufelt eine Milliarde nach der anderen und fragt sich immer noch, ob er nun wirklich weiter gekommen ist. Noch ein anderer geht ständig auf Reisen und glaubt, sich damit von irgendetwas zu lösen, obwohl auch der Reisende nicht umhin kann, das eigene Selbst überall hin mitzunehmen.
Diese Fotos aus den Fünfzigern oder das Schwarzweiße haben es Ihnen auch irgendwie angetan. Das „Haltestellen“-Cover habe ich mal schwarzweiß konvertiert und dann fand ich die Ähnlichkeit mit einem Ausschnitt meiner früheren Familienfotos verblüffend. Aber das liegt am Rücken der zwei abgebildeten Damen. Sich erinnernd über den Rücken schauen ist doch die Standardbewegung eines Schriftstellers.
Ganz so ernst war es nicht gemeint gewesen – obwohl ich immer noch spüre, dass und wie dieser Andere meiner selbst mich auf solchen Fotos manchmal noch maßlos verwundert.
Ich habe übrigens ein bisschen Philosophie studiert, war zwei Mal in meinem Leben ziemlich reich (na, Milliarden waren’s nicht), und bin, als ich mich dann für handfestere Berufe zu entscheiden hatte, in meinem ersten ziemlich viel gereist. Insofern war meine Frage des Weiterkommens seit jenen eingefroren, dabei meist gar nichts weiter bedeutenden Momenten aus anderen Zeitaltern, keine „poetische“ oder rhetorische, sondern schon eine, die vielerlei sich abgesetzt habende Erfahrungen berührt.
Eine Zeit lang – und ich habe längst ein eigenes, umfangreiches „Archiv“ – habe ich wie manisch sowohl einzelne als auch Sammlungen alter Fotographien gekauft. Und das noch, als ich schon wusste, dass mittels ihrer zwar so Einiges, aber in der letzten Konsequenz dann doch wieder eher nur Unscharfes herauszufinden ist. Außer den Anlässen zur Suche in der Erinnerung oder der Gründe für das Berührtsein ist fast alles Phantasie. Aber die Phantasien rühren eben oft an das Entscheidendere, das ein sonst wie Verschüttetes ist.
***
Und diesen Ähnlichkeitseffekt stelle ich auch immer wieder fest. In einem meiner größeren Zusammenstellungen von also fremden Fotos, arbeite ich diese Ähnlichkeiten heraus, insofern man aus diesen Zeiten sowohl die typisch wiederkehrenden Motive bestimmen kann (die familiären wie auch die des „verallgemeinerten Lebens“ [Roland Barthes], das wir auch heute führen), wie auch so etwas wie die Codices einer Art Vorschrift zur Lesbarkeit der Welt rekonstruieren, was Blicke darauf beziehungsweise ihre Verschriftung dann wieder durch ein Massenmedium betrifft (also die diversen Generationen von Lichtschreibemaschinen und ihre ästhetisch-technische Reproduktionsfähigkeit).
Und dann gibt es eben noch die anderen Fotos, die, die derart aufgeladen bleiben, dass ihre Aufladungen niemals ohne Rest bestimmbar wird.
(Ach ja, und von genau dieser Art Suchbewegung bin ich, obwohl, ich weiß, ich selber manchmal nicht so klinge, früh schon weggekommen – natürlich hilft sie, alles Mögliche erst mal herauszubringen, aber es gibt Gott sei Dank noch etliche andere.)
Ich würde sagen, der Schriftsteller steht ganz natürlich wie jeder andere Mensch auf den beiden Beinen der Erinnerung und der Phantasie. Aber nicht umsonst gilt Mnemosyne als die Mutter aller Musen. Ob die Phantasie nur eine notwendige Zugabe ist, die den eigentlichen „Mehrwert“ der Kunst schafft, wage ich auch nicht einfach so zu behaupten. Sicher ist, dass einem als Einbeiniger etwas fehlen würde und immer nur den Blick zurück macht wahrscheinlich einen steifen Hals. Ihre eigene Schreibbewegung ist vielleicht die der analytischen Erfindung, die mit sprachlicher Präzision um einen scheinbaren Kern der Dinge kreist. Aber was wäre diese Bewegung, bliebe sie nur eine intellektuelle. Sie braucht eine spontane, sprachliche Symbiose von Denken, Fühlen und Phantasie, um wirklich schöpferischer Prozess zu sein. Man muss sich sozusagen schreibend von der Leine lassen und sie oder die von ihr vorgegebene Linie doch nicht aus den Augen verlieren. Aber ich ergehe mich vermutlich nur in Banalitäten über den Schreibprozess.
Das mit dem Philosophiestudium glaube ich gern. Gerade las ich Ihren Beitrag „Weltfremdheit“ zu dem „Beispielsatz“ aus Wellerhoffs „Der Himmel ist kein Ort“, den man selbst und die anschließende Diskussion mit Herrn Keuschnig wohl schwer ohne ein solches in dieser Form absolviert. Soso, Millionär waren Sie also gleich zweimal, da wäre ich dankbar für einige öffentliche Hinweise hier, wie man das ohne viel Aufwand hinbekommt oder ob einem so was einfach zufallen muss. Ich sehe gerade Ihre neueste „Zeitungsnotiz„, man hätte also in Prager Immobilien investieren müssen.
Falls möglich, veröffentlichen Sie doch mehr aus Ihrem gesammelten Fotoarchiv. Die bisherigen Kostproben z. B. hier und hier finde ich bemerkenswert. Ich glaube, Sie meinen mit den „Codices einer Lesbarkeit der Welt“, dass jede Zeit ihren eigenen photographischen und überhaupt erkenntnistheoretischen Blick oder Kontext mitbringt, und das dieser in den Fotos festgehalten scheint. Egal welche Suchbewegung wir abbildend oder beim Verschriftlichen auch vollführen, wir bleiben eben Suchende und Findende bis zum Ende. So wie der Junge oben seine steinerne Bank fand, aber bei weitem nicht auf ihr sitzen blieb. Die Wellershoff-Kommentare klangen auf beiden Seiten katholisch grundiert. Kennen Sie eigentlich das Prosastück „Zwei katholische Erzählungen“ von Bolano?
Ja, Erinnerung! Aber nach meiner Erfahrung ist sie beim Schreiben (und nicht nur da) auch sehr stark eine Falle. Sie ist auch ein „one way“, eine Entschuldigung, besteht auch noch aus lauter Fälschungen und Beschönigungen – und kann sogar eine ziemliche Verarmung sein. Und außerdem ist sie, schon so oft durchkämmt, längst auch etwas langweilig. Hätte ich, um es etwas großsprecherisch zu sagen, meine so eigenen wie entwickelteren Schöpfungs- und Gestaltungsmöglichkeiten nicht, würde es mir vielleicht längst keinen Spaß mehr machen. Und ich habe nicht mal ein Bruchteil meiner Erinnerung benutzt! (Es so aussehen zu lassen, ist immerhin ein Teil der Arbeit.)
Zugleich denke ich, etwa mit Ralf Rothmann, dass es zu einfach wäre, sich weiterhin alles nur auszudenken, ohne einen im Mindesten zeitgenossenschaftlichen oder gar aufklärerischen Realbezug, eine, im weitesten zu verstehende, Relevanz. (Wie in dem Missverständnis dieser seit Harry Potter ganzen Feen- und Vampir- und Mittelalterliteratur, in der ich fast nie auch nur Spuren irgendwelcher „Fantasie“ entdecken kann – sie kauen die Stoffe wider und wieder, aber schmoren, trotz sämtlicher Freiheit solcher Phantasien, im selben, in einem letztlich moralischen, das heißt künstlerisch ungenügenden Saft.)
Aber das führte alles viel zu weit. Sicher ist: Es braucht einen Grund – und der kann, meiner Meinung nach, eigentlich nur entweder „Erfahrung“ oder ein sehr starker, wahrscheinlich etwas monomanischer Zug eben zur Gestaltung sein. Insofern wäre man, außer bei einem Versuch zum Künstlertum, sowieso wieder bei der lebensgeschichtlichen Verankerung (oder eben der Erinnerung – wie Schreiben ja auch wieder [Lebens-]Verarmung ist).
Und nein, die Bereicherungen kompensieren da nichts, Millionär war ich auch nicht, Reichtum ist wohl doch eine Frage der Maßstäbe. Und die Philosophie versuche ich auch auszumerzen, so weit es geht – auch an ihr kann man ja anderswie doch verhungern.
Diese Fotosache ist mir allerdings wichtig. Nicht nur als eine der Quellen, aus denen ich also noch schöpfe, sondern – durchaus heraus dem Vorgefundenen – als so „historischer“ (= realer = es ist zumindest so gewesen) wie spekulativer, und also als explorativer Raum. Manchmal hängt eine lange Erzählung an dem winzigen Detail auf einem Foto oder an dem mit einem fremden Gesichtsausdruck bei mir ausgelösten Regung. (Anscheinend liegen da, wenn das Wortspiel erlaubt ist, starke Beglaubigungen; dies im Hinblick auf den mir abhanden gekommenen aber in Textbezügen noch manchmal reizvollen Katholizismus.) Und mit dieser Archivsache erfordert die ernsthafte Arbeit damit mindestens noch einmal das gleiche Pensum wie beim Schreiben. Es gibt einfach nicht genug Zeit!
Und ich habe dazu auch noch nicht die richtige Form zur Veröffentlichung gefunden. Es gibt den historischen Aspekt, den archivarischen, den grundlegend ästhetischen, den foto-ästhetischen … und dann auch noch den meiner eigenen Vorlieben. Obwohl die Bilder also vorliegen gibt es da noch etwas zu entwickeln. Außerdem habe ich einige besonderen Sammlungen und Konvolute, die es sicher wert sind, in richtigen Foto-Bänden gedruckt zu werden, doch braucht es dazu eben Geld oder einen sich in dem Bereich auskennenden Verlag. Es sind richtige Kunst-Sachen – ohne mich überheben zu wollen, aber da scheint mir eine schnöde Fotoplattform nicht das richtige.
Bei Bolano stecke ich immer noch in den „Wilden Detektiven“, und ich muss sagen, ich tue mich über die Dauer jetzt doch etwas schwer. Vielleicht habe ich meinen Bolano ein wenig zu hoch dosiert? Ich will danach also etwas variieren. Nein, die „Katholischen Erzählungen“ kenne ich nicht, muss aber sagen, dass mir nach wie vor die Erzählungen (außer „2666“), besonders die, die ich also Ihnen verdanke (Ihrer Übersetzung), den stärksten Eindruck von Bolano hinterlassen haben. Was ich da noch nicht kenne, will ich mir auf jeden Fall noch beschaffen.
Einigen wir uns darauf, dass Erinnerung allein nie ausreicht, sondern die eigene künstlerische Form finden muss, um sich adäquat ausdrücken zu können. Sie taugt vielleicht als Impuls und dass man den in der winzigsten Ecke eines Bildes finden kann oder beim Geräusch auffrischenden Windes, der die Gestalt eines universellen Grundrauschens annimmt, diese Erfahrung könnte ich bestätigen. Für eine Auseinandersetzung über die Dialektik von Inhalt und Form bin ich nicht wirklich klug genug.
Vielleicht wäre anstatt des Druckes der Fotografiensammlung eine thematische Ausstellung möglich und gleichzeitig die Präsentation oder Lesung Ihrer Buchpublikationen. Die Texte leben natürlich für sich, aber irgendwie steckt in ihnen wohl auch etwas Fotografisches, wenn zum Beispiel die Frau mit den wässrigen, schlierenhaften Brillengläsern in die U-Bahn kommt. Sie fotografieren doch auch aktuell. Aber man braucht sicher Geld, einen Mäzen, einen Verlag, eine Galerie, ein Museum (es muss ja nicht der provinzielle Sparkassenverband sein). Auch große Bibliotheken sind an kulturellen Ereignissen interessiert und sponsern vielleicht einen Katalog zur möglichen Ausstellung.
Ich bin sowohl bei „2666“ und den „wilden Detektiven“ irgendwann hängen geblieben und habe die Lektüre erst nach einiger Zeit wieder fortgesetzt. Diese umfangreichen Romane haben natürlich auch ihre Durststrecken. Die Erzählungen lassen sich dagegen viel leichter konsumieren, aber das erinnert mich an ein Zitat aus „2666“, wo sich der Erzähler darüber beschwert, dass sich niemand mehr an die großen, undurchdringlich scheinenden Brocken eines Künstlers herantraut, sondern die appetitlichen, leicht verdaulichen Kleinigkeiten bevorzugt. Zum aktuellen Buchmarkt mit seinen Fantasy-Verirrungen und den medial gepushten Feuchtgebieten oder hegemännischen Doppelhelenen muss man nichts sagen, ich ziehe die Ignoranz vor. „Zwei katholische Erzählungen“ ist nicht nur formal interessant, eine merkwürdig durchgezählte Auflistung zweier Teile, die keine Absätze kennt, sondern sie rührt auch an den Kern des religiösen Zweifels an sich. Vier Erzählungen und zwei Essays umfasst „Der unerträgliche Gaucho„, in dem diese Erzählung erschienen ist. Im Moment lese ich auch aus gesundheitlichen Gründen eher wenig und bei mir bedeutet weniger lesen dann wohl auch weniger bloggen.
Vor dreißig Jahren bin ich schon aus der evangelischen Kirche ausgetreten und wenn ich mich meines dunkel erinnerten Taufspruchs entsinne, fasziniert mich die Bildsprache der Bibel mehr als die inhaltliche Glaubensaussage: „Ob ich auch wanderte im finsteren Tal…“, es bleibt eine Gratwanderung zwischen unfreiwilliger Bergromantik und großer Lebensweisheit.
Ja, die Fotographien – obwohl ich mich da ausdrücklich, in allem, als Laien sehe, der nur seinen eigenen Spürsinnen und Obsessionen folgt – sind schon wichtig für mich geworden. Aber es drängt mich damit eigentlich nicht in die Öffentlichkeit. Immer wieder, und das war sogar einer der ersten Impulse, als ich manchmal nachts, während einer Zeit der Schlaflosigkeit auf der Straße, im Sperrmüll ganze Familienalben fand, immer wieder gab es zuerst einen Impuls, die Bilder retten zu sollen. Und das vielleicht weniger als „Zeugnisse“, als in ihrem Entlegenem, ihrem schon halb vergessenen Vorkommen – „Facetten aus dem Fliegenblick“ (Franz Kafka). Ich hatte mich dann übrigens, in einer ersten Hochphase des Bloggens für mich, daran abgearbeitet und immer wieder darüber geschrieben. Es sind so viele Texte geworden, dass es mir heute schwer fällt, sie auch nur zu sichten. Es muss damals der Anfang einer kleinen Manie gewesen sein.
Ich bin etwas misstrauisch gegenüber den visuell zu werden versuchenden Zügen beim eigenen Schreiben (die eh seit Jahren immer stärker werden). Natürlich sind sie wesentlich, um zwischen Abstraktion und Beschreibung etwas „vor Augen zu führen“ und den Text zu verlebendigen. Aber sie stellen eben auch immer Verführungen dar, die, weil sie dem Schreiber Spaß machen und dem Leser gern einleuchten, den Text schwächen können, indem sie auf eine andere, leicht abschüssige Ebene führen. Aber in einer Augen-süchtigen Kultur wie unserer kommt man natürlich ohne Bilder (an denen auch Erinnerungen besser haften) überhaupt nicht mehr aus.
Ja, und zu den drei, vier herausragenden Fotokonvoluten noch mal: Ich betrachte sie ihrerseits als ein „Werk“ (wenn man den Begriff denn heute noch zulassen will). Und ihm wäre also, dem Werk, weil es mir zugefallen ist, mit einem Respekt zu begegnen. (Eines habe ich zum Gegenstand eines Romans gemacht, teils sogar anhand der fremden Fotos eine persönliche Geschichte erzählt – ein toller Stoff! Ich hoffe, ich kann ihn nächstes Jahr abschließen. Übrigens hat da, in der Benennung etwa auch konkreter Ereignisse, Orte, Namen, die vorkommen, Erinnerung bzw. ihr Absehen – insofern ich alles, wenn auch anhand von „Belegen“ phantasieren muss – eine eigene Weise von Zusammenspiel, Zusammenarbeit erhalten.)
Die Bolano-Erzählungen werde ich also demnächst besorgen. Und, ja, es stimmt, auch mich schrecken diese dicken Wälzer etwas – über so eine lange Strecke gebunden zu sein, strengt auch an, bzw. stellt für meine parallele Arbeit manchmal eine starke Abschweifung dar. Aber wenn sie tragen, lasse ich mich auch gerne mitnehmen. Wie erzählt, wurde „2666“ für mich erst im letzten Teil, dem von Arcimboldi lang.
Vielleicht entschuldige ich mich an dieser Stelle mal dafür, dass ich immer so lang werde, gerade in der Form der Kommentare. Aber ich finde das sonst meist so kurzatmige Kommentarwesen oft nur allzu erbärmlich. Das ist auch ein Grund, warum ich selber das Bloggen – das ich, nach einigen extensiven und dann pausierenden Jahren eigentlich wieder mit Lust angefangen hatte – wieder schleifen lasse. Es bleibt, zumindest bei so jemandem wie mir, eben doch eine riesige Antwortlosigkeit. Da kann ich mich gleich in meine langen, mir so viel mehr Entfaltungsraum bietenden Erzählungen zurückziehen.
Ihnen aber wünsche ich eine Gute Besserung!